Zu Weihnachten wurden Lichter ins Fenster gestellt - um die Verbundenheit mit den »Brüdern und Schwestern« im Osten Deutschlands zu zeigen. Päckchen wurden geschickt… »Wann werden endlich die Grenzen zwischen West- und Ostdeutschland aufgehoben sein«? Das schrieb ich in einer Tagebuchnotiz am 1.1.1955. Mit dreizehn Jahren habe ich mit allergrößtem Interesse die Diskussion um die Stalinnote verfolgt. Erich Dombrowski schrieb unmittelbar nach dem Bekanntwerden der Stalinnote (10.3.52) die Kommentare in der Mainzer Allgemeinen Zeitung.
Seit Anfang September war ich (damals 16) nun hier, und bisher wars auch ganz gut so, hier; Die kurz nach Beginn des kalten Krieges einsetzendn Bemühungen um die sog. deutsch-französische Freundschaft waren auch an meiner Schule nicht spurlos vorrübergegangen, und ich hatte - nachdem meine Eltern sich jahrelang erfolglos bemüht hatten - mich endlich nach einem 14-tägigen Besuch von Franzosen an unserer Schule bereit erklärt, ein dreimonatiges Gastspiel an der “Ècole Internat Rudolph Steiner Laboissiérre-en-Théle” zu wagen.
Eine Polemik Wie vermisse ich diesen Satz, vermisse dieses Signal des Stammtisches, der großformatigen Zeitung, diese weiße Fahne der Dummheit, die immer dann aufgezogen wurde, wenn die Argumente nicht mehr ausreichten. Nicht, daß ich diesem Rat gefolgt wäre. Der Unterschied zwischen “Real existierendem Sozialismus” und “Kapitalismus mit menschlichem Antlitz” war mir sehr wohl bekannt. “Im Kapitalismus beutet der Einzelne die Massen aus. Im Sozialismus ist es genau umgekehrt.” Treffender als in diesem alte DDR-Witz kann niemand beschreiben, was östlich der Elbe lief.
Im Übergangszustand Ostdeutschlands Große rote Lettern stechen aus der Warntafel hervor: “Objektbezogene Alarmierung bei Bränden und Havarien”. Dieses Plakat im Treppenhaus des Chemielaborgebäudes in der August-Bebel-Straße war einer meiner ersten prägenden Eindrücke in Jena. Und auch während des gesamten Semesters, in dem ich hier Chemie studierte, zeigte es mir immer an, daß ich hier noch nicht ganz zu Hause war. In Jena sprach man von “Zielstellung” statt “Zielsetzung”, Kunststoffe ware hier “Plaste und Elaste”.
Volkskammerwahl März 1990 Zum ersten Male ohne Hammer rief man das Volk zur Wahl der Kammer. Die Farben waren buntgemischt, viel stumpfer Lack nur aufgefrischt, jedoch ein westlich angehauchtes Rötlich erwies sich später fast als tödlich. So gingen denn auch die Prognosen mit Hochdruck in die Schlotterhosen! Man wählte den, der mehr versprach, und sparte sich das Ungemach, die Rechnung nachzukontrollieren, ließ lieber sich vom Schein verführen. Dem Kandidaten Böhme, Ibrahim*,
Roman Leseprobe: Daß etwas Altes, Erneuerungsbedürftiges in unserem Land zu Ende ging, merkte ich deutlich und ganz persönlich bei unseren monatlichen Frauentreffen. Jedesmal fehlten mehr. Das war kein Wunder. Regelrecht vernarrt war ich in das Feindbild unserer politischen Gegner; und so drehte sich unsere Diskussion im Kreis, war unproduktiv. Ich konnte ihnen weder das politisch gute Gefühl, noch das vereinsmäßig gute Gefühl, das Gefühl der Geborgenheit, des Aufgehobenseins erhalten. Am Ende blieb Leere und Hohlheit in den Worten, in den Gedanken.