Nationalsozialismus

»Masseltov!«

Von Horst Lux

In meinem zwölften Lebensjahr, kurz bevor die Welt aus den Angeln zu geraten schien, traf ich sie. Sie war nicht älter als ich und hatte große dunkle Augen und schwarzes glänzendes Haar. Ihre wunderschöne Haut war von der eisigen Januarkälte krebsrot gefärbt. Ich war fasziniert von der Ausstrahlung dieses Mädchens. Ihre Kleidung war nicht bemerkenswert. Sie trug einen langen schwarzen Mantel, der ihre Figur verhüllte, abgetragene Schuhe, einen verwaschenen Schal sowie mehrfach gestopfte Wollhandschuhe.

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Abi '39

Von Günter Althoff

So kam mein Abitur näher. Der Leiter unserer Schule war damals Oberstudiendirektor Dr. Gohlke, ein Nazi, aber auch wohl eher ein schwacher denn ein schlechter Charakter. Wenn alle Schüler sich zur vorgeschriebenen montäglichen Morgenfeier versammelten, pflegte er die deutschen Märchen im Sinne nationalsozialistischer Ideologie zu interpretieren, was nicht nur mir erheblich auf die Nerven ging. Doch schien er mir persönlich nicht ohne Wohlwollen zu begegnen. Einige Monate vor der Abiturprüfung wirkte ich bei einem künstlerisch gestaltetem Elternabend mit.

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Buchenwald

Von Annegret Kronenberg

1945 (Zur Erinnerung an Dich, Onkel Ernst) Fremder Mann, im üppig blühenden Sommergarten stehen wir uns gegenüber. Du, der Häftling aus Buchenwald, ich das sechsjährige Mädchen. Eigenartig schaust du aus. Dein Gesicht wie eine Maske, dein Körper nur ein Gerippe. Deine Augen schauen durch mich hindurch, du sprichst kein Wort mit mir. Bist du etwa stumm oder taub? Dein stumpfer Blick scheint nur auf die Blütenpracht gerichtet zu sein und ist doch so weit weg.

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Das Glück und das Heil

Von Max Brink

Kann man sich eigentlich so ohne weiteres an seine Kindheit, an die Jugend erinnern? An all jenes, was im einzelnen damit zusammenhing und einherging? Wahrscheinlich doch nur zu einem Teil. Und wohl hauptsächlich an die einschneidenden Begebenheiten, also an solche, die aus verschiedenen Gründen im Gedächtnis haften blieben. Dabei sind Erinnerungen so schön, weil sie eine Sehnsucht zum Inhalt haben. Weil das “Damals” alles so leicht und unbeschwert war. Und weil wir als Kinder es so und nicht anders gelebt haben.

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Erwachen 1946

Von Alois Eder

Abschied nehmend geht entlang Dr. Morgenstern die Kremsergasse ihre Aura nochmals witternd bang weil er ja die Stadt nun doch verlasse. Seitdem man die Juden boykottiert hat ein Rechtsanwalt hier keine Bleibe, wo man jede Wand beschmiert damit man sie ja rasch vertreibe. Ungewiss scheint ihm das Los, das in Palästina ihn erwartet, Hier, St. Pölten schien Abrahams Schoß, Heimatliebe ist ihm eingeartet. Einsicht hat auch eine Zeit gebraucht, dass es mit der Gegenliebe hapert

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Ländliche Idylle '30

Von Alois Eder

Eltbogen ist schon lange überfällig, die Meisterin lugt oft besorgt zum Fenster, weils Abend wird und sich das Wirtshaus füllt und bald die Tagediebe trunken ausspeit. Die wohlfeil für drin ausgebrachte Runden, ihr Mütchen vor dem Judenhaus zu kühlen, Eltbogen ihr “Juda, verrecke!” schreien. Der Lehrling sieht vom Dachfenster die Kumpel vom Fußballplatz, vom Samstagskorso wieder, erkennt die heisern Stimmen auch im Dunkeln, für die der neue Sport einfach Gaudee ist,

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Von der Vergangenheit eingeholt

Von Annette Scheller

Helmut beugte sich über seinen alten, zerkratzten Schreibtisch, auf dem sich abgegriffene Bücher, Kladden und Alben türmten. Seine Hände, übersät mit braunen Flecken und hervortretenden dunklen Adersträngen, umfassten zitternd ein großes vergilbtes Foto. »1924«, brummelte er. »Was war 1924, Opa?« Schwerfällig sank Helmut auf den gepolsterten Stuhl und seufzte. Er hatte seinen zwölfjährigen Urenkel Kai, der ihm mit verwuscheltem hellblondem Haarschopf im Schlafanzug gegenüber saß, für eine Weile vergessen. Nun blickte er ihn zwinkernd an.

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Warum? Der lange Abschied

Von Hannelore Hausmann

Leseprobe Aus dem Roman Warum? Der lange Abschied ISBN: 3-8311-2089-7 Es war im Frühling 1944, ich war gerade sechzehn Jahre alt geworden. Die Zeiten wurden immer gefährlicher und erbarmungsloser. Wieder war ich auf mich allein gestellt, wieder war ich auf der Flucht. Ich stand verzweifelt im Bahnhof von Wilhelmshaven und fürchtete mich vor jedem, der mich ansah oder sich nur länger in meiner Nähe aufhielt. Die Züge fuhren sehr unregelmäßig. Ich hatte mir eine Fahrkarte nach Köln gekauft und musste warten.

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Weihnachten mit Anastasia

Von Karl-Heinz Ganser

Meine Eltern hatten eine kleine Landwirtschaft im Dorf. Vater war vom Militärdienst freigestellt. Er musste dafür in den Kriegsjahren täglich mit Pferd und Wagen in mehreren Dörfern die Milch bei den Bauern abholen und zur Molkerei fahren. Meistens kam er erst am späten Nachmittag nach Hause, sodass meine Mutter viele Arbeiten im Stall und auf dem Feld alleine verrichten musste. Daneben hatte sie noch uns vier Kinder zu versorgen. Als ihr dann im Herbst 1943 eine junge Russin als Hilfe zugeteilt wurde, war das für sie eine spürbare Erleichterung.

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Soziale Plastik. Die Kunst der Allmende

Zum 30. Todestag von Joseph Beuys.

Die Reise nach Jerusalem

Roman

Ich bin doch auch ein Hitlerjude

Witze im 3. Reich