Vergangenheit? Wenige Worte: Beileid, Tapferkeit. Sind nie langlebig gewesen, die Männer unserer Familie. Wollte er sterben, vom Krieg gefressen? Kein Essen, den Sohn ins Wäschewasser geworfen, weiß gewaschen bei den Göttern deponiert, keine Zeit für Besuche, die Kinder wollen Essen, was hast du Feigling sie allein gelassen. Einer muss bleiben um klug zu werden, sie gaben dir nichts, damit du die Hoffnung nicht aufgibst, wartest, weil es zu wenig gewesen ist, um weiterzugehen, wer braucht in diesen Zeiten eine Lateinprofessorin, kein Essen am Tisch, wer ist der Ehemann.
Vater, du verließest mich, ich konnte gerad’ erst steh’n. Das Vaterland, es brauchte dich —-, es gab kein Wiederseh’n. Wie gerne hätte ich mit dir einmal geweint, gelacht, hätt’ froh erlebt, wenn du mit mir den ersten Schritt gemacht. Ich kenne deine Stimme nicht und sehn’ mich so nach ihr. Die unerfüllte Sehnsucht verklingt wohl nie in mir. Nie durfte ich erfahren das Streicheln deiner Hand. Du opfertest dein Leben
Es war Anfang Dezember 1944, der letzte Kriegswinter. Vor Kälte schlotternd, mit rotgefrorenen Wangen, stürmte ich ins Haus, um mich ein wenig aufzuwärmen. Als ich händereibend die sonst so heimelige Wohnküche betrat, schlug mir eine ungewohnte Kälte entgegen. Etwas Bedrückendes lag in der Luft. Statt meiner Mutter stand eine Nachbarin am Küchenherd und machte sich dort zu schaffen. Meine Mama, die hochschwanger war, saß mit ihrem unförmigen Leib am Küchentisch und hatte den Kopf auf ihre Hände gestützt.