Golfkrieg 1990

Kuwait war überrannt, greifen die internationalen Streitmächte an?

Er brach 1991 aus, der von allen bemerkte Golfkrieg. Der Krieg entstand 1990, während ich noch bei der Bundeswehr war und betraf den Einmarsch der Irakis in den Kuwait. Januar 1991 war ich bereits aus der Bundeswehr entlassen. Die Flugabwehrstaffel, in der ich stationiert war, hätte in die Türkei zur Grenze in den Irak verlegt werden können, eine Schwestereinheit wurde dorthin verlegt. Wir hatten innerhalb der Bundeswehr viel darüber diskutiert, insbesondere mit denen, die als Wehrpflichtige einberufen wurden und sich dann als Zeitsoldat verpflichteten. Wäre der Wehrdienst nicht von 12 auf 15 Monate verkürzt worden, hätte ich “Desert Storm” in der Bundeswehr erlebt. Ich wurde für 15 Monate einberufen und nach 12 Monaten entlassen. Mich betraf der Golfkrieg und doch eben deswegen auch nicht.

Ich erlebte dann den Ausbruch des amerikanischen Golfkriegs 1991 als Arbeitsloser in einem Fortbildungskurs. 1990 waren es nur die Vorboten eines wuchtigen multimedialen von allen bemerkten “Desert Storm”, der erst 1991 begann. “Da ist er!”, schrieb ich 1990, “plötzlich heftig und mit Macht - der Krieg, der Golfkrieg. Jeder wußte es! Jeder hatte es im Gefühl!” bei der Bundeswehr das Gefühl nieder, daß der Krieg kommen mußte.

1997 sagte man mir, einen solchen Satz hätte man damals in jedem Kommentar zum Ausbruch des Krieges lesen können, doch war damit sicherlich 1991 gemeint und nicht 1990. “Keiner wollte ihn und dennoch setzte die verhängnisvolle Logik des Krieges ein.” Wir, die wir darüber in den Mannschaftsheimen diskutierten, wollten ihn, den Krieg auf jeden Fall nicht, aber Saddam Hussein, jener Verrückte, der heute noch den Irak regiert, der wollte diesen Krieg. “Selbst wenn neunundneunzig Prozent der Bevölkerung dagegen gewesen wären, er wäre gekommen.” Saddam doch nicht einfach so gewähren lassen zu können, war eines jener Argumente für den Krieg von 1991. “Die gesamte Diplomatie und Politik scheint versagt zu haben.” Machtlos schauten wir zu, wie ein Staat, den anderen angreift und erobert. Plötzlich waren wir als Bundeswehrsoldaten betroffen, weil wir einer Natoeinheit angehörten. Ich war weniger betroffen, da ich mich nicht verpflichtet hatte, ich war nur Wehrdienstleistender. Allerdings wurden wir Wehrdienstleistende auch in unserer Grundausbildung umworben, uns als Zeitsoldat zu verpflichten, manch einer hatte es getan. Am Anfang des Jahres 1990 schien dies auch völlig ungefährlich, nun sah für jene Zeitsoldaten, die Geschichte anders aus. Ob die Wehrpflichtigen mitverlegt würden, stand nie zur Debatte, doch so richtig ausgeschlossen schien es nicht. Schließlich wurden Schießübungen auch mit Wehrpflichtigen außerhalb Deutschlands durchgeführt.

“Der Krieg kam.” Irgendwie kam er zu uns, bevor er die Weltöffentlichkeit so richtig erreicht hatte. Zwar hatte Saddam, der Standhafte, keine Juden vergast und in Konzentrationslager gesteckt, aber sein Verhalten gegen Kurden, Kuwaitis und Israelis glichen dem Verhalten eines Hitlers durchaus. Ein Wahnsinniger hatte immer noch Macht über uns und wir sind machtlos der verheerende Logik eines grausamen politischen Instrumentes zur Austragung von Meinungsverschiedenheiten - dem KRIEG - ausgeliefert.

1990 war ein zwiespältiges Jahr, ich war bei der Bundeswehr und als Deutschland Fußballweltmeister wurde, saß ich in Uniform nach Dienstende in einem Cafe in einer kleinen Kreisstadt und sah den Taumel der Deutschen auf einem Marktplatz. Da hörte ich auch ein “Deutschland, Deutschland über alles!” und mir war nicht wohl dabei. Ende 1990 entspannte sich eine politische Diskussion, ob Deutschland am Golfkrieg, teilnehmen soll. Deutschland schlug sich nicht eindeutig auf die Seiten der Alliierten gegen Saddam. Die Politik manövrierte sich so irgendwie durch.

So war ich Januar 1991, als der “Desert Storm” begann, durch die Wehrdienstzeitverkürzung plötzlich von der Seite der möglichen Kriegsteilnehmer zu den Kriegsbeobachter gewechselt. Hatte ich 1990 noch mit einem gleichaltrigen Feldwebel über dessen Probleme mit der veränderten politischen Situation diskutiert, diskutierte ich jetzt in einem Abschiebekurs, der sich hochtrabend Fortbildungsmaßnahme des Arbeitsamtes nannte, mit Arbeitslosen über Politik und die Wiedervereinigung. In der Eintönigkeit und Langeweile des Kurses war der Golfkrieg eine Abwechslung. Für die meisten war es trotz der Schrecklichkeit eines Krieges eigentlich mehr die Unterhaltung, die sie sich auf CNN ansahen. Als die Amerikaner die Angriffe Saddam Husseins auf Israel mit Hawk-Raketen abwehrten, hatte mich mein Bundeswehrjahr zwangsläufig wieder eingeholt. Zwiespältig sah ich die mangelnde Beteiligung der Deutschen. Wir hatten in dem Kurs heftige Auseinandersetzung darüber, inwieweit es Deutschen überhaupt möglich ist jemals wieder an einem Krieg teilzunehmen. Einerseits verstand ich nur zu gut, daß es schwierig ist, Menschen in einen Krieg zu schicken, die bei ihrer Verpflichtung niemals an Einsätze außerhalb der Bundesrepublik gedacht hatten - andererseits entstand der Gedanke, daß es den Deutschen gut getan hätte, Israel mit zu beschützen, statt mit Waffenlieferung an den Irak in Verruf zu kommen.

Arnold Schiller{.external-link}

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