Desert Shield und Desert Storm

Am 17. Januar 1991, knapp 19 Stunden nach Ablauf des UNO-Ultimatums zur Räumung Kuwaits, beginnt die Operation “Desert Storm”. Unter dem Oberbefehl des Vier-Sterne-Generals Norman Schwarzkopf fliegen 1.500 Flugzeuge Luftangriffe gegen Bagdad und strategische Ziele wie Waffenfabriken, Munitionsdepots, Flugzeugbasen und Raketenstellungen.

Saddam Hussein, der im August 1990 Kuwait besetzt hatte, ruft alle Iraker zum Kampf gegen das Böse auf; die Mutter aller Schlachten habe begonnen.

Der Golfkrieg wird ein TV-Spektakel, eine einzige große Werbeshow für moderne Waffensysteme. Mit faszinierenden Videoaufnahmen wird die Präzision lasergesteuerter Bomben und Raketen demonstriert und die Vorstellung geweckt, dieser High-Tech-Krieg sei ein sauberer Krieg, ein Krieg, der mit chirurgischer Genauigkeit nur militärische Ziele treffe und die Zivilbevölkerung schone. Eine naive Vorstellung wie sich wenig später herausstellt, als mindestens 314 Zivilisten bei einem Luftangriff auf Bagdad in einem Bunker sterben.

In wenigen Tagen erringt die alliierte Kriegsmacht durch ihre technologische Überlegenheit die Lufthoheit über den Irak. Das Waffensystem F 46 “Wild Weasel”, spürt gegnerische Radarstrahlen auf, verfolgt sie zurück und zerstört die Radaranlage durch Raketenbeschuß. Der erstmals eingesetzte Stealth-Bomber vom Typ F 117A, der aufgrund seiner Form und Oberfläche für das gegnerische Radar unsichtbar ist, zerstört aus großer Höhe computergesteuert fast die gesamte Luftstreitmacht der Iraker am Boden. Seegestützte Marschflugkörper vom Typ Tomahawk sind fliegende Computer, die, einmal abgefeuert, das einprogrammierte Ziel in einer Entfernung von bis zu 2.500 Kilometern mit einer Abweichung von höchstens 30 Metern treffen.

Doch nicht nur die technologische Hybris nährt die Illusion vom sauberen Krieg. Eine fast lückenlose Zensur verhindert, daß Amerikaner beim Frühstücken und wir in der tagesschau mit grausamen Kriegsbildern konfrontiert werden. Ein zweites Vietnam soll auf jeden Fall verhindert werden. Und die Kriegsberichterstatter lassen sich wie Anfänger von den Militärs an der Nase herumführen. Immer wieder werden sie, ohne es zu merken, an den gleichen Frontabschnitt geführt und berichteten aktuell von einem Potemkinschen Krieg.

Der Golfkrieg findet zweimal statt: einmal im Fernsehen und einmal in Wirklichkeit. CNN wird durch den Krieg, durch Peter Arnett und sein Satellitentelefon zu dem Nachrichtensender schlechthin. Doch virtuell ist der Golfkrieg nur für uns Fernsehzuschauer, und nach seinem schnellen Ende wird nüchtern Bilanz gezogen:


Tote irakische Soldaten: 100.000 bis 120.000 Tote alliierte Soldaten: 343 Tote irakische Zivilisten: 2000 - 5000 Brennende Bohrlöcher: 727 Ins Meer gepumptes Öl 500 Mio. Liter


Die Botschaft des Golfkriegs ist eindeutig: Nach dem Ende des Kalten Krieges bricht kein Zeitalter universellen Friedens an. Ganz im Gegenteil: Der Krieg ist (wieder) die Fortsetzung der Wirtschaftspolitik mit anderen Mitteln.

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